In einem binationalen Forschungsprojekt (Deutschland und Polen) an der Universität Wroclaw und der Freien Universität Berlin haben zwei Forschungsteams qualitative Interviews mit jungen (18-35 Jahre) Menschen geführt, die sich rechtsradikalen Organisationen angeschlossen haben. Die Ergebnisse wurden gerade in der renommierten Zeitschrift Current Sociology veröffentlicht.
Angesichts der zunehmenden Popularität der radikalen Rechten haben viele Studien die Motivlagen von Wähler:innen erforscht. Weniger Aufmerksamkeit wurde den Motiven von Menschen gewidmet, die sich in der radikalen Rechten aktiv engagieren - insbesondere jungen Menschen, einer Gruppe mit einer hohen Tendenz, sich rechtsgerichteten Parteien anzuschließen. Im Kontext der Internationalisierung der radikalen Rechten stützt sich dieser Artikel auf 28 narrative Interviews, die zwischen 2019 und 2021 mit jungen rechtsradikalen Aktivist:innen in Polen und Deutschland geführt wurden, zwei Länder mit sehr unterschiedlichen politischen und diskursiven Gelegenheitsstrukturen. Wir schlagen vor, ein neues Motiv anzuerkennen, politisch aktiv zu werden: karriereorientierte individuelle Selbstverwirklichung in Deutschland, im Gegensatz zur Erfüllung einer Pflicht gegenüber der Nation in Polen. Während wir zwei unterschiedliche Typen von radikalem Aktivismus in den verschiedenen Kontexten identifizieren - den (nationalistisch) populistischen Anti-Establishment Karrieretyp in Deutschland und den (nationalistisch) anti-politischen Intellektualismus/Elitismus-Typ in Polen - weisen beide auf die Normalisierung der radikalen Rechten in den beiden Ländern hin.
Link zur Publikation: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/00113921241239644
Wissenschaftliche Ansprechperson:
Dr. Janina Myrczik
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehre
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