Zusammen mit Dr. Hausam (Charité Berlin) und Prof. Dahle (Universität Hildesheim) untersuchte Prof. Lehmann die Integrative nomothetisch-idiographische Prognose bei jugendlichen und heranwachsenden Gewalt- und Sexualstraftätern.
Wissenschaftlich fundierte Einschätzungen zur Rückfälligkeit von Straftätern können grundsätzlich mit zwei methodischen Ansätzen vorgenommen werden. Der nomothetische Ansatz liefert eine auf gruppenstatistischen Erkenntnissen basierende Einschätzung und erfolgt zumeist mit standardisierten Instrumenten. Der klinisch-idiographische Ansatz orientiert sich hingegen am Einzelfall, und die Einschätzung folgt einem regelgeleiteten klinisch-diagnostischen Urteilsbildungsprozess, der insoweit von einem klinisch-intuitiven Vorgehen abzugrenzen ist. Die deutsche Gesetzgebung fordert eine streng auf den Einzelfall bezogene prognostische Einschätzung, die nur die idiographische Methodik zu leisten vermag. Um die Vorzüge des nomothetischen Ansatzes zu berücksichtigen, wurde die Integration beider Ansätze vorgeschlagen. Die integrative Vorgehensweise hat sich in Untersuchungen mit erwachsenen Straftätern als vielversprechend erwiesen. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der prognostischen Validität der nomothetischen und idiographischen Methodik sowie der Integration beider Ansätze bei jugendlichen und heranwachsenden Gewalt- und Sexualstraftätern.
Referenz:
Hausam, J., Lehmann, R.J.B. & Dahle, KP. Integrative nomothetisch-idiographische Prognose bei jugendlichen und heranwachsenden Gewalt- und Sexualstraftätern. Forens Psychiatr Psychol Kriminol (2023). https://doi.org/10.1007/s11757-023-00793-5