In ihren kürzlich erschienenen Publikationen präsentieren Prof. Dr. Birgit Wagner und Dr. Laura Hofmann die Ergebnisse verschiedener Studien im Bereich der Suizidprävention.
Die erste Studie fokussiert sich hierbei auf die Prävalenzen von Posttraumatischer Belastungsstörung, komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung und anhaltender Trauer bei Hinterbliebenen nach einem Suizid. Von den insgesamt 161 Teilnehmenden erfüllten 12.4% die Diagnose einer kPTBS sowie 22% die Diagnose einer anhaltenden Trauerstörung. Über 40% zeigte eine mindestens mittelgradig ausgeprägte depressive Symptomatik. Diese Studie ist die erste, die Symptome der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung in dieser Hinterbliebenengruppe untersucht und liefert somit wertvolle Erkenntnisse, die bei der Entwicklung gezielter Unterstützungsangebote für Suizidhinterbliebene berücksichtigt werden sollten.
In der zweiten Studie wurden die Einstellungen der Allgemeinbevölkerung zu assistiertem Suizid untersucht und inwiefern soziodemographische Daten sowie eine eigene Verlusterfahrung durch Suizid die Einstellung zu dieser Thematik beeinflusst. Der assistierte Suizid steht im Fokus von gesellschaftlichen und rechtlichen Debatten und ist auch in Deutschland seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020 möglich. Insgesamt nahmen an dieser Studie 529 Personen. Teilnehmende zeigten eine eher akzeptierende Einstellung gegenüber assistiertem Suizid für Personen mit terminalen Erkrankungen, waren in ihrer Einstellung jedoch gespalten hinsichtlich assistiertem Suizid bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Personen, die selbst keinen Suizidverlust erlebt hatten, zeigten liberalere Einstellungen und ein höheres Verständnis für den Wunsch nach assistiertem Suizid.
Das dritte Paper befasst sich mit der Evaluation des Online-Programms für Angehörige von Männern in suizidalen Krisen (Hilfe für Angehörige), welches im Rahmen des Verbundprojekts MEN-ACCESS entwickelt wurde. Das Online-Programm soll An- und Zugehörige von Männern in Krisen aufklären, Kommunikations- und Handlungsstrategien vermitteln sowie Hilfsangebote aufzeigen. Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde das Programm evaluiert. Teilnehmende in der Interventionsgruppe zeigten nach Absolvierung des Programms eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptomatik sowie einen Zuwachs an Wissen, wahrgenommenen Wissen, Selbstwirksamkeit und wahrgenommener Bereitschaft. Das Online-Programm konnte von Teilnehmenden flexibel und ortsunabhängig genutzt und durchlaufen werden und ist weiterhin kostenlos verfügbar: Hilfe für Angehörige (hilfe-fuer-angehoerige.de)
Links zu den Publikationen:
Hofmann, L., & Wagner, B. (2024). Understanding the complexity of suicide loss: PTSD, complex PTSD and prolonged grief disorder following suicide bereavement. Death Studies, 1–10. https://doi.org/10.1080/07481187.2024.2369858
Hofmann, L., Spieß, L. & Wagner, B. What do suicide loss survivors think of physician-assisted suicide: a comparative analysis of suicide loss survivors and the general population in Germany. BMC Med Ethics 25, 98 (2024). https://doi.org/10.1186/s12910-024-01099-9
Hofmann, L., Wagner, B. Efficacy of an online gatekeeper program for relatives of men at risk of suicide – a randomized controlled trial. BMC Public Health 24, 2693 (2024). https://doi.org/10.1186/s12889-024-20193-6
Wissenschaftliche Ansprechperson:
Dr. Laura Hofmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschung
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